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Use Cases Industrie 4.0 in der Praxis
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Industrie 4.0 ist mein Adrenalin - smarte Lohnfertigung heute

Um von der Digitalisierung richtig profitieren zu können, braucht es Zeit und Fleiss. Aber noch wichtiger ist es, die Mitarbeitenden im Prozess mitzunehmen. Wie das ein Lohnfertiger aus Deutschland geschafft hat, beschreibt dieser Use Case.

Firma

Umsetzungspartner

Ausgangslage

Die Drehtechnik Jakusch GmbH wurde 1994 im deutschen Saalfeld gegründet und beschäftigt heute 44 Mitarbeitende. Sie fertigt unterschiedliche Einzelteile und Baugruppen in kleinen bis mittleren Mengen nach Kundenzeichnung. Durch konsequente Weiterentwicklung, Investitionen und Schulungen der Mitarbeitenden verfügt die Drehtechnik Jakusch über das nötige Know-how, um auch komplexe Teile in Komplettbearbeitung herstellen zu können.

Häufig starten die ersten Schritte in Richtung Industrie 4.0 erst, wenn Probleme auftauchen. Dies war bei der Drehtechnik Jakusch nicht der Fall. Im Gegenteil: Er hatte volle Auftragbücher. Trotzdem oder gerade deshalb wollte er die «Smarte Fertigung» einführen. Sie blieb jederzeit das Ziel und die konkrete Notwendigkeit. Enrico Jakusch dazu: «Unabhängig von der Konjunktur wollte ich wissen, wie es meiner Produktion geht und vor allem die Informationsbrüche im Unternehmen beseitigen.» Aus diesem initialen Wunsch wurde 2016 in Zusammenarbeit mit der Batix die Strategie und der Massnahmenplan «Unsere Fertigung wird smart und digital» entwickelt.

Umsetzung

2016

Erarbeitung einer Digitalstrategie und Massnahmenplan

2017-2019

  • Entwicklung Softwaregrundsystem NOAH,
  • Inbetriebnahme der Module «Maschinenvernetzung», «Digitaler Arbeitsplan» und «Produktionsmonitor»
     

Massgeblicher Treiber für Drehtechnik Jakusch war die weitere Gestaltung der eigenen Ressourceneffizienz. CNC-Maschinen der Marke Mazak wurden vernetzt. Es wurden 12 Kilometer Kabel verlegt, über 40 neue Tablets und Monitore für die Maschinen beschafft. Die neuen Produktionsmonitore wurden im Unternehmen an strategischen Punkten montiert und geben jederzeit einen Überblick darüber, was auf einer Maschine läuft. Auf einen Blick ist ersichtlich, ob eine Maschine produziert, für den nächsten Auftrag gerüstet wird oder stillsteht. Durch die Senkung der Herstellungskosten entsteht Raum für Produkt bzw. Prozessinnovationen. Dieser Raum wurde genutzt und eine Digitale Fertigung (Smart Factory) eingeführt. Jeder Arbeitsplatz von der Materialvorbereitung über die Bearbeitung bis hin zum Versand ist mit einem Tablet ausgerüstet und an das System angeschlossen. Auch externe Bearbeitungsschritte wie das Härten werden durch den Prozess abgedeckt.

Der Arbeitsplan wurde digital realisiert und beinhaltet sämtliche Schritte einer Fertigung. Neben den Arbeitsschritten beinhaltet der digitale Arbeitsplan auch Fertigungshinweise und macht auf Besonderheiten aufmerksam. Somit erhält der Mitarbeitende alle notwendigen Informationen gebündelt an einer Stelle.

Für nachgelagerte Stellen kann der Mitarbeitende wiederum Kommentare erfassen. Dies kann entweder in Form von Texten, Audioaufnahmen oder Fotos erfolgen. Selbstverständlich werden diese Informationen nachgenutzt, wenn später das gleiche Teil nochmals produziert wird. Schlussendlich werden über den digitalen Arbeitsplan viele Informationen darüber gesammelt, wie produziert wird. Der digitale Arbeitsplan wird zum Knowledge Management System.

Die Mitarbeitenden wurden bei der Realisierung des Gesamtsystems miteinbezogen. Nur durch eine transparente Einführung und Einbezug der Mitarbeitenden wird eine hohe Akzeptanz erreicht. Diese wurde nochmals gesteigert, in dem die Mitarbeitenden einen Arbeitsschritt durch die persönliche Unterschrift quittieren. Sie stehen quasi mit ihrem Namen für ihre Arbeit ein.

2020 wurde das Modul "ERP" (nach 9 Monaten Entwicklung) auf Basis des Batix Smart Factory erfolgreich eingeführt. Als Teil der SMART FACTORY Suite bietet das ERP deutliche Vorteile für die Drehtechnik Jakusch. Dank der Integration in die SMART FACTORY werden die Gesamtprozesse eines produzierenden Unternehmens durchgängig. Alle Informationen vom Angebot über den Auftrag bis hin zur Rechnungsstellung werden im System verwaltet. Der Produktionsstand ist durch den vernetzten Datenzugriff und Echtzeit-Statistiken in jedem Bereich des ERP ersichtlich. So kann das Bestellbüro zum Beispiel direkt im Auftrag live den aktuellen Stand der Produktion sehen.

NOAH hat fast alle Insellösungen abgelöst, Schnittstellenprobleme reduziert und garantiert den reibungslosen Informationsfluss zwischen den Arbeitsbereichen im gesamten Unternehmen.

Nutzen

Für den Kunden

Da sämtliche Informationen der Fertigung erfasst und gespeichert werden, können jederzeit verlässliche Fertigungsinformationen und Qualitätsinformationen geliefert werden.

Sonderfertigungen und Losgrösse 1 sind für Drehtechnik Jakusch heute einfacher realisierbar. Die Kunden profitieren schlussendlich von der höheren Produktbandbreite und stärkeren Individualität.

In Zukunft wird die Drehtechnik Jakusch noch stärker Kundenwünsche berücksichtigen können – auch in Echtzeit.

Mit den Investitionen in die digitale Zukunft stellt sich die Drehtechnik Jakusch als langfristiger, verlässlicher Partner auf. Das Unternehmen ist schon heute robuster und resistenter gegenüber Krisen. So wurde 2020 – trotz Pandemiekrise – sogar ein weiteres Unternehmen dem Portfolio ergänzend hinzugefügt.

Nutzen für das Unternehmen Jakusch Drehtechnik

Innert der ersten 12 Monate konnten die Rüstkosten um 11%, die Archivierungskosten um 62% und die Suchkosten um 80% reduziert werden. Weiter zeigt die Einsparung von 35% Papier und 30% der Tonerkosten wie viele Papierprozesse im Unternehmen durch das System abgelöst wurden. Die Gesamtersparnis im ersten Jahr beläuft sich auf ca. Euro 160'000. Der ROI war somit bereits innerhalb eines Jahres erreicht.

Die neue Organisation der Arbeit schafft auch Raum für eigene Forschungs-, und Entwicklungsprojekte. Das Unternehmen ist Praxispartner für diverse F&E-Projekte, z.B. Sensor zur KSS-Überwachung oder zum Einsatz von Blockchain Technologien für die überbetriebliche Zusammenarbeit. Derzeit entwickelt das Unternehmen auch Ideen, ob es gelingen kann, mit Hilfe der seit 4 Jahren im Unternehmen gesammelten Daten eine KI zu trainieren. Das kann helfen, systembedingte Stillstandzeiten zu optimieren und auch das alte 2-Schicht-Modell abzulösen. Das neue Arbeitsmodell soll, ohne Nachteile für das Unternehmen, eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen.

Weitere Informationen

Learnings von Enriko Jakusch (Geschäftsführer Jakusch Drehtechnik GmbH):

  • Enrico Jakusch spürt die Verantwortung für sein Unternehmen. Für ihn ist die Digitalisierung nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Auch wenn die Entscheidung ein Umdenken und einige Anstrengungen mit sich gebracht hat, er hat nie bereut, dass er sich auf den Weg gemacht hat.

Sei einfach mutig

  • Nicht jeder ROI ist von Anfang an perfekt ausrechenbar. Es braucht den Mut, den Weg zur Digitalisierung zu gehen. Viele Innovationen und Konzepte sind erst mit der Zeit für das Unternehmen erkenn-, und realisierbar.

Alles hat seinen Preis

  • Digitalisierung geht nicht ohne Ausgaben. Die Investitionen rechnen sich schlussendlich in mehrfacher Hinsicht: Monetär durch Einsparungen und weitreichend durch eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden und neuen Leistungen für die Kunden

Hol Dir einen Lotsen ins Boot

  • Für die Digitalisierung braucht es einen kompetenten Partner, der das Projekt begleitet. Der Lotse sammelt die Idee im Unternehmen, bringt neue Ideen ein und führt das Gesamtprojekt auf den richtigen Weg.

Kein Erfolg ohne flexiblen Plan

  • Digitalisierung ist ein grosser Veränderungsprozess im Unternehmen. Flexibel mit Veränderungen umgehen, und diese in den Plan einfliessen zu lassen, ist essenziell für den Erfolg.

Veränderungen sind normal

  • Der Markt und die Rahmenbedingungen lösen Veränderungen im Unternehmen aus. Diesen Veränderungen kann man sich durch eine gezielte Digitalisierung des Unternehmens aktiv stellen und darauf vorbereiten. Je besser das Unternehmen mit Veränderungen umgehen kann, umso stabiler ist es aufgestellt.

Ohne Mitarbeitende geht nichts

  • Die Mitarbeitenden sind essenziell für den Erfolg solcher Projekte. Das Beste System nützt nichts, wenn die Mitarbeitenden dieses nicht akzeptieren und nicht gerne damit arbeiten. Der frühzeitige und kontinuierliche Einbezug der betroffenen Stellen ist sehr wichtig für den Erfolg.

Erfolge

  • 2019 «Digitales Zukunftsunternehmen»
  • 2019 «Grosser Preis des Mittelstandes»

Smart Factory - Jetzt oder nie: Ein Interview mit Enrico Jakusch

Smart Factory - Jetzt oder nie: Ein Interview mit Enrico Jakusch

Eindrücke aus der Produktion

Das Vorgehen bei der Drehtechnik Jakusch
Übersicht
ERP Start Screen
Firmengelände der Drehtechnik Jakusch
Maschinenarbeitsplatz
Produktionsmonitor
Produktionsplanung
Versand

Tags

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