Kannst Du uns kurz schildern, wer die Soudronic ist und was Eure Produkte sind?
Oliver Schulthess: Soudronic ist ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Maschinen für Metallverpackungen spezialisiert hat. Unsere Hauptprodukte umfassen Maschinen zur Produktion von klassischen Konservendosen, wie beispielsweise für Rüebli bei Migros, Thunfisch und Milchpulver.
Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung bei Soudronic?
Oliver Schulthess: Digitalisierung hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir haben eine neue Stelle geschaffen, die sich speziell mit dem Thema Digitalisierung befasst. Eine umfassende Digitalisierungsstrategie wurde erarbeitet und implementiert. Die Digitalisierung wird aktiv von der Geschäftsleitung unterstützt und vorangetrieben.
Wo setzt Ihr aktuell den Fokus?
Oliver Schulthess: Aktuell liegt unser Fokus auf mehreren Bereichen:
- Schnittstelle zu Kunden: Einführung eines Kundenportals zur verbesserten Interaktion.
- Prozessoptimierungen: Integration neuer Tools und Visualisierung von Prozessen zur Effizienzsteigerung.
Welche Digitalisierungsprojekte laufen aktuell?
Oliver Schulthess: Unser Kundenportal «mySoudronic.com» ist im November erfolgreich auf den Markt gekommen. Die wesentlichen Komponenten sind:
- Digitale Anbindung der Maschinen
- Academy
- Digitale Maschinendokumentation
- Ticketing-System
Bei Soudronic gibt es noch nicht so lange einen Verantwortlichen für die Digitalisierung. Wie funktioniert die neue Organisation konkret? Wie ist das Zusammenspiel mit dem Business?
Oliver Schulthess: Ein interdisziplinäres Team aus den Abteilungen Sales, Technik, Kundendienst und Produktion bildet das Digitalisierungskernteam. Der Leiter des Digitalisierungskernteams dient als zentrale Schnittstelle zur Geschäftsleitung. Die Projektdurchführung erfolgt entweder durch das Digitalisierungskernteam oder durch Mitarbeitende aus den jeweiligen Fachbereichen.
Was hat Euch dazu bewogen, eine formelle Digitalstrategie intern zu entwickeln?
Oliver Schulthess: Digitalisierungsinitiativen gab es schon früher. Diese wurden jedoch wenig kommuniziert und weniger an einer Strategie, sondern an Bedürfnissen einzelner oder von Gruppen ausgerichtet. Eine Digitalstrategie gibt eine gute Übersicht, einen Plan wohin die Reise führen soll. Diese wollen wir gruppenweit leben.
Wie seid Ihr vorgegangen?
Oliver Schulthess: Wir haben das Vorgehen von Industrie 2025 als Grundlage genutzt und es mit leichten Modifikationen an die spezifischen Anforderungen von Soudronic angepasst. Der Navigator von Industrie 2025 hat als hervorragende Orientierung gedient, wie strategisch in Bezug auf Digitalisierung gearbeitet werden kann. Der ausgearbeitete Prozess konnte erfolgreich der Geschäftsleitung vorgestellt werden und stiess auf positive Resonanz. Der Navigator von Industrie 2025 erwies sich als äusserst hilfreich bei der Begründung, warum bestimmte Projekte im Unternehmen realisiert wurden und andere nicht.
Wie kriegt Ihr das Alignement mit der Unternehmensstrategie hin?
Oliver Schulthess: Das Alignment mit der Unternehmensstrategie erfolgt beim Erstellen der Digitalisierungsstrategie im Digital Analysis Canvas (Bem. der Redaktion: Der «Digital Analysis Canvas» ist ein Tool aus dem Navigator von Industrie 2025). Wir haben auch vor, die Digitalisierungsstrategie jedes Jahr mit der Unternehmensstrategie abzugleichen.
Wie lange hat der Prozess zu Erarbeitung einer Digitalstrategie gedauert?
Oliver Schulthess: Wir benötigten etwa 6 Monate dafür. Man muss aber berücksichtigen, dass unser Digitalisierungskernteam voll im Tagesgeschäft aktiv ist.
Gibt es auch Dinge, die Du aus heutiger Sicht anders machen würdest?
Oliver Schulthess: Definitiv. Wir haben uns in den Workshops stark auf die Abteilungsleiter*innen verlassen. Heute würden wir uns noch mehr auf die Mitarbeitenden einlassen. Vom Vorgehen her würden wir einige Dinge im Workshop optimieren.
Was sind in der Umsetzung der definierten Digitalstrategie Eure grössten Herausforderungen?
Oliver Schulthess: Wir haben ein Tagesgeschäft, das alle stark auslastet. Es ist immer eine Herausforderung, Ressourcen für die Digitalisierung zu schaffen.
Was kannst Du anderen produzierenden Unternehmen mit auf den Weg geben?
Oliver Schulthess: In der Digitalisierung steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir schrauben an Prozessen herum, bringen neue, digitale Produkte auf den Markt. Mit der Zeit verändern sich auch Jobs. Alles dreht sich schlussendlich um den Menschen. Ich habe einmal mehr erlebt: wenn alle Personen bei der Digitalisierung korrekt abgeholt werden, werden Kräfte freigesetzt, die man sich nicht vorstellen kann. Es liegt an vielen Orten Potenzial – wir müssen es nur abholen.
Vielen herzlichen Dank, Oliver, für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung Eurer Digitalstrategie.
